Der Club, dem man nicht angehören will – unser Fruchtbarkeitsabenteuer

Gast-Blogger: Naomi Muller

Fruchtbarkeitswoche. Für uns, ein jährlicher Moment, um über den Weg nachzudenken, den wir zurückgelegt haben. Ein Weg mit vielen tiefen Tälern, aber zum Glück auch wundervollen Höhen. Ein Weg, auf dem wir uns selbst und einander auf eine Art und Weise kennen gelernt haben, die wir nie für möglich gehalten hätten, als wir während den frühen Anfängen unserer Beziehung erstmals über Kinder sprachen. Unsere Tochter ist jetzt zwei Jahre alt, aber wir sind immer noch jeden Tag dankbar für das, was heute auf dem Gebiet der Fruchtbarkeit möglich ist.

Vom Kindheitswunsch zur Realität

Kaum waren wir ein paar Wochen zusammen, planten Rutger und ich schon ein gemeinsames Wochenende. Alles fühlte sich auf Anhieb so richtig an. An diesem Wochenende kam auch das Thema Kinderwunsch zur Sprache. Wir wollten beide unbedingt Kinder haben und scherzten schon bald darüber, welches Auto am besten als Familienkutsche dazu passen würde. 

Ein paar Jahre später, als wir zusammenlebten und beide unsere Abschlüsse von der Uni hatten, waren wir bereit dazu. Ich verabschiedete mich von meiner Spirale und begann, meinen Zyklus mit einer App zu überwachen. Und so wunderbar die App auch zeigte, dass mein Zyklus jeden Monat genau das tat, was er tun sollte, war die Realität, dass ich meine Periode auch jeden Monat genau zur erwarteten Zeit bekam.

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Wir hatten einfach Pech

Nach mehr als einem Jahr der „Selbstversuche“ und den damit verbundenen Enttäuschungen besprachen wir unsere Optionen. Inzwischen hatten wir die notwendigen Informationen gesammelt und mehrere Änderungen in unserem Lebensstil vorgenommen, aber ohne Erfolg. Also machten wir nach einer erneuten Enttäuschung und widerstrebend einen Termin beim Hausarzt und wurden bald darauf an eine Kinderwunschklinik überwiesen. In der Klinik wurden Rutger und ich untersucht, aber es konnte keine nachweisbare medizinische Ursache für das Ausbleiben der Schwangerschaft gefunden werden. Weder mit den Eizellen noch mit den Spermien war etwas nicht in Ordnung, oder anders ausgedrückt: Wir hatten einfach Pech.

Von IUI zu IVF

Die Behandlung, mit der wir beginnen würden, war IUI (intrauterine Insemination). Ich war froh, dass ich nun aktiv beginnen konnte, um hoffentlich endlich schwanger zu werden. Aber nach vier Runden der Eizellenstimulation, drei Runden IUI und ebenso vielen Menstruationsperioden kamen wir zu dem Schluss, dass weitere Versuche wahrscheinlich nicht sinnvoll wären. IVF (In-vitro-Fertilisation) war dann der nächste Schritt für uns. 

Ich fand das einen sehr großen Schritt. Ja, man kann selbst aktiv damit beginnen, wieder schwanger zu werden (sprich: noch mehr Hormone zu nehmen und zu spritzen), aber ein sehr großer Teil wird auch anderswo von medizinischen Fachleuten erledigt. Während man bei der IUI im Moment der Befruchtung noch selbst eine Rolle spielt, ist dieser Aspekt bei der IVF einem Embryologen in einem Labor vorbehalten. 

Einsamer Kampf

Unser IVF-Abenteuer fand in der Corona-Pandemie statt, was bedeutete, dass ich die meisten Kontrolluntersuchungen, Ultraschalluntersuchungen und Behandlungen allein durchführen musste. Zum Glück haben wir alles außerhalb der Klinik gemeinsam erlebt und konnten gut darüber reden. Dennoch haben wir es beide unterschiedlich erlebt. Während ich mit Terminen, Tabletten, Spritzen und vielem mehr beschäftigt war, war Rutger oft nur ein passiver Beobachter, weil ihn seine Rolle als Mann und die Pandemie auf Abstand hielten. Dadurch empfand die Aspekte, die wir nicht teilen konnten, als einsamen Kampf. 

Wir hatten uns auch bewusst dafür entschieden, Familie und Freunde nicht über unser Vorhaben zu informieren. Schließlich bedeutete jedes Mal die schlechte Nachricht, dass ich erneut meine Periode bekommen hatte, auch wieder den Beginn eines neuen Zyklus. Um zu diesem positiven Gefühl zurückzukehren, wollten wir uns nicht zu lange mit der Traurigkeit über einen gescheiterten Versuch aufhalten. Deshalb haben wir es für uns behalten. Ich stehe nach wie vor zu dieser Entscheidung, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es auch eine einsame Zeit war. 

Fruchtbarkeitswoche

Vor drei Jahren begann meine Fruchtbarkeitswoche am Montag, dem 1. November. Nach mehreren fehlgeschlagenen IUI-Versuchen und mittlerweile zwei IVF-Runden mit mehreren fehlgeschlagenen Transfers, begannen wir, den Mut zu verlieren. Wir konnten noch eine weitere IVF-Runde machen und wollten das Beste aus dieser letzten Runde machen. Meine Eizellentnahme fand am Montag, dem 1. November statt, dem ersten Tag der Fruchtbarkeitswoche. Das fühlte sich an wie ein zusätzliches Stück Glück, das wir gut gebrauchen konnten. Den Rest der Woche blieb ich im Bett und widmete meine ganze Energie nur einem Ziel: schwanger zu werden. Am nächsten Tag erfuhren wir, dass eine Befruchtung stattgefunden hatte, und der Embryo wurde am folgenden Tag übertragen. Unsere letzte Chance. Voller Hoffnung und Bangen begann das Warten.

In dieser Woche drehte sich alles um die Fruchtbarkeitswoche. Ich las Beiträge und Artikel, verfolgte die Erfahrungsberichte von Experten in den sozialen Medien und studierte die Fragen und Antworten anderer in verschiedenen Foren mit. Außerdem hörte ich mir Episoden des Podcast „Willen jullie geen kinderen?“ (Wollt Ihr keine Kinder?) Es gab mir sehr viel Hoffnung, so viele tolle Geschichten zu diesem Thema zu hören. Aber ich erkannte auch die Verzweiflung und fragte mich voller Angst, ob es bei uns jemals dazu kommen würde. Würde ich in der Lage sein, unseren Embryo, unsere letzte Chance, in dieser Woche und darüber hinaus bei mir zu behalten?

Nach zwei nervenaufreibenden Wochen mit allen möglichen Gefühlen und Symptomen, die man sich vorstellen kann, habe ich einen Test gemacht. Und nach einer gefühlten Ewigkeit zeigte der Test an: Schwanger 2-3! Unglaublich, aber wahr. Nach mehr als drei Jahren schlechter Nachrichten sollten wir endlich ein Baby bekommen. 

Stolzes Clubmitglied

Inzwischen ist unsere Tochter zwei Jahre alt, und Rutger und ich erwarten unser zweites Kind. Für die Außenwelt sind wir eine ganz gewöhnliche Familie, aber für uns selbst eine Familie, die einen langen Weg zurückgelegt hat, um diesen Punkt zu erreichen. Eine Familie, für die wir jeden Tag dankbar sind. 

Manchmal scheint es auch, als gehörten wir einer Art unsichtbarem Club an. Einem Club, dem man nicht angehören will und von dem man auch nicht möchte, dass andere ihm angehören. Aber man fühlt sich dennoch mit den anderen Clubmitgliedern verbunden. Ein besonderer Club, in dem alle Gefühle und Emotionen erlaubt sind, und in dem Traurigkeit und Liebe so eng beieinander liegen. Ich bin ein stolz darauf, Mitglied zu sein.

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