Was ist aus meinen rosa Wolken geworden?

Gast-Blogger: Romy

Hi, ich heiße Romy, bin 27 Jahre alt und Mutter meines inzwischen 7 Monate alten Sohns Shane.

Wegen meines PCO-Syndroms haben mein Mann Roy (29) und ich nicht gedacht, dass es leicht sein würde für mich, spontan schwanger zu werden. Als dies jedoch nach sechs Monaten tatsächlich geschah, fühlte ich mich wirklich gesegnet! Allerdings war meine Freude nur von kurzer Dauer. Ich möchte euch von meiner Schwangerschaft mit prenataler Depression berichten.

PCO-Syndrom

Wie bereits gesagt, habe ich das PCO-Syndrom. Dadurch ist mein Menstruationszyklus sehr unregelmäßig und es führt dazu, dass es schwierig sein kann, den Eisprung zu bestimmen und manchmal bleibt er sogar ganz aus. 

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„Mein Zyklus dauert im Augenblick ganz besonders lang.“ „Ob meine Periode wohl ausbleibt, gerade weil ich mich so intensive damit beschäftige?“  Ich reagierte sehr emotionsgeladen, obwohl ich mich eigentlich in letzter Zeit sehr stark gefühlt habe.

„Soll ich einfach mal einen Schwangerschaftstest machen?“ Einfach nur, um mich selbst zu beruhigen, um mich zu vergewissern, dass ich einen langen Zyklus habe.

Wie jetzt?!

Na klar! Natürlich brauche ich keine Erklärung, wie man schwanger wird. Aber damit hatte ich jetzt wirklich nicht gerechnet.

Am Morgen habe ich den Test gemacht. Und dann, zwei dicke Streifen! Ich schrie vor Freude und rannte ins Schlafzimmer, wo Roy noch fest schlief. Es war sechs Uhr morgens und wir beide hatten einen freien Tag. „Roy, ich bin schwanger!“ Roy schaute mich genauso ungläubig an, wie ich mich fühlte. Wir beide genossen den Augenblick und begannen dann den Tag. Ich meldete mich am Nachmittag noch beim Krankenhaus (wo ich der vorherigen Woche noch zur Untersuchung war), um mitzuteilen, dass ich ein positives Testergebnis hatte. Auch die Geburtshelferin rief ich an, und so nahm alles seinen Lauf.

Am gleichen Tag beschlossen wir auch, unseren Eltern die Nachricht mitzuteilen. Roy und ich waren uns einig: Es war zwar noch sehr früh, aber wenn etwas schief gehen sollte, wollten wir in der Lage sein, auch das mit ihnen zu teilen.

Wie schön es ist, eine so wunderbare Nachricht mit jemanden teilen zu können, vor allem, wenn man eine so gute Beziehung zu den Eltern und Schwiegereltern hat. Die Katze war aus dem Sack, und wir waren froh darüber!

Warum?

Die Tage vergingen und ich merkte, dass ich mich immer mehr in mein Schneckenhaus verkroch. Ich fühlte mich nicht mehr „happy“ und spürte die Unruhe in mir wachsen. Ich sprach darüber mit Roy. Ich kann mit ihm über alles sprechen und er versucht immer, mich zu verstehen, auch wenn es manchmal schwerfällt. Alles schien in Ordnung zu sein, bis zu dem Tag, als Roy zur Arbeit ging und ich völlig in Panik geriet. Ich kenne Panikattacken, aber warum gerade jetzt? Ich sollte doch froh und glücklich sein und dabei hatte noch nicht einmal die erste Ultraschalluntersuchung gemacht. Die Symptome sind da, aber sie sind beherrschbar. Vor lauter Panik wurde mir übel. Ich rief Roy an und sagte ihm, dass ich es nicht mehr aushalten konnte. „Wenn das so weiter geht, dann muss ich das echt nicht durchmachen.“ Roy beruhigte mich übers Telefon so gut es ging und entschied sich dann, meine Eltern anzurufen. Diese standen dann gottseidank innerhalb von 10 Minuten bei mir vor der Tür und halfen mir, den Tag zu überstehen.

Vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen

Ich bin ein offenes Buch und versuche, so schwierig es auch sein mag, mein engstes Umfeld über meinen Zustand zu informieren. Gottseidank bekomme ich viel Unterstützung von meinen Liebsten.  Es fällt mir schwer zu arbeiten. Wie soll ich mich um gebrechliche ältere Menschen kümmern, wenn ich im Augenblick noch nicht mal um mich selbst kümmern kann? Panikattacken kommen und gehen und wegen der Schwangerschaft fühle ich mich oft benommen und bin schwach auf den Beinen. Da ich das alles nicht mehr klar im Kopf erfassen konnte und von Panikattacken geplagt war, beschloss ich meine Teamleitung zu informieren, damit ich anfangen konnte, an mir selbst zu arbeiten. Der Betriebsarzt wurde eingeschaltet und ich fühlte mich sehr gut verstanden von ihm.

POP-Klinik (Klinik für psychiatrische Erkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit)

Viele Frauen freuen sich auf die Ultraschalluntersuchungen. Ich nicht. Es bedeutete mir gar nicht. Wegen der Panikattacken, die ich während der Schwangerschaft erlebte, entwickelte ich eine Abneigung gegen mein Baby. Sofort nachdem ich das bemerkte, beschloss ich nach ein paar Tagen, die Geburtshelferin zu bitten, mich an die Klinik für psychiatrische Erkrankungen in Schwangerschaft und Stillzeit, die POP-Klinik zu verweisen. Ich hatte bereits vor der ersten Ultraschalluntersuchung darauf hingewiesen, dass ich mich überhaupt nicht gut fühlte. 

Die Tage fühlten sich wie ein Kampf ums Überleben an. Mein Kopf machte Überstunden, ich verlor Gewicht, aber trotzdem wurde mein Bauch immer größer. Ich schämte mich zu Tode wegen meiner Panikanfälle und Gefühle. Wegen meiner negativen Gedanken. Es wurde so schlimm, dass ich auf eine Fehlgeburt hoffte, damit ich wieder zurück zu mir selbst finden konnte.

Ich bekam die Hilfe, die ich benötigte und auch schnell einen Termin in der POP-Klinik, wo man nach einigen Gesprächen schnell feststellte, dass ich unter einer pränatalen Depression litt. Von dem Augenblick an, bis zur 14. Schwangerschaftswoche ging ich in die POP-Klinik. Ich machte es sehr klar, dass ich keine Antidepressiva wollte. Ich machte eine Gruppentherapie mit Frauen, denen es ähnlich erging wie mir. Auch nahm ich jede Woche an einer CGT-Gruppe teil. CGT steht für Cognitive Behavorial Therapy (also: Kognitive Verhaltenstherapie). Die Gruppe wird von einem oder zwei Psychologen geleitet und ist an Personen, die an Ängsten bzw. Depressionen leiden, gerichtet.  Hier lernte ich, mit meinen Ängsten umzugehen.

Schlafen

Ich konnte kaum schlafen. Abends ging ich erschöpft in Bett, schlief schnell ein, wurde aber dann nach anderthalb Stunden Schlaf wieder auf. Mein Kopf machte Überstunden. Ich malte mir alle möglichen Szenarien aus, in denen ich nicht in der Lage eine Bindung zu meinem Baby aufzubauen. Ich habe während der ganzen Schwangerschaft schlecht geschlafen. Manchmal gönnte ich mir ein bisschen Ruhe und nahm Oxazepam, um wenigstens etwas schlafen zu können.

Meine Gefühle

Die Schuldgefühle, die Roy gegenüber wegen meiner Gefühle wegen unseres Babys hatte, haben mich am meisten belastet.

Jedes Mal, wenn wir eine Auseinandersetzung hatten, fühlte sich das sehr heftig für mich an. Während der Schwangerschaft habe ich mich so sehr auf Roy gestützt, dass ich bei jedem Streit sofort Angst hatte, dass Roy mich verlassen würde. Ich erlebte meine Gefühle so intensiv, dass ich sogar einmal darüber nachdachte, meinem Leben ein Ende zu setzen. Glücklicherweise blieb das nur ein Gedanke.

Ich notierte meine Gefühle und Ängste in einem Buch. Wenn ich das jetzt im Nachhinein lese, kommen mir sofort die Tränen, weil ich mich wieder ein bisschen so fühle, wie ich mich während der Schwangerschaft gefühlt habe.

Meine Wolken waren nicht immer dunkel.

Ich wollte wirklich alles in meiner Macht Stehende tun, um das Beste aus meiner Schwangerschaft zu machen. Ich wollte zum Beispiel immer schon unbedingt eine „Gender Reveal Party“ haben. Es hat viel Energie gekostet, aber ich bin so froh, dass wir so eine Party zur Bekanntgabe des Geschlechts unseres Babys veranstaltet haben. Ich habe unheimlich viele Fotos während der Schwangerschaft gemacht. Ich liebe Fotos und wusste einfach, dass ich es bereuen würde, wenn ich sie nicht machen würde. Es wurde auch eine Babyparty für mich veranstaltet. Es gab also auch viele Momente, die ich sehr genießen konnte.

Beim dritten Anlauf klappte es!

Während der Schwangerschaft erzählte ich der Geburtshelferin, dass ich große Angst vor einer künstlichen Einleitung der Geburt hätte. Studien haben gezeigt, dass eine künstliche Einleitung in der Tat zu einem höheren Risiko für postpartale Depressionen führt. Auch pränatale Depressionen erhöhen das Risiko einer postpartalen Depression, so in meinem Kopf das Risiko gleich doppelt so groß war. Ich nahm mir vor, auf keinen Fall eine postpartale Depression zu bekommen. Als ob man das steuern könnte, aber so fühlte sich das für mich an.

Am Ende meiner Schwangerschaft, von Woche 39+6 bis Woche 40+6, wurde dreimal angesetzt. Beim dritten Anlauf klappte es dann endlich, denn ich hatte schon Übungswehen seit der 37. Woche.

Unser wunderbarer Sohn Shane wurden dann genau mit 41 Wochen am 11. November 2023 geboren. Ich hatte eine sehr angenehme Hausgeburt, wofür ich sehr dankbar bin. Shane wurde innerhalb von 5,5 Stunden nach dem Einsetzen der aktiven Wehen geboren.

Als ich Shane mit Hilfe der Geburtshilfe selbst in den Armen hielt, fiel mir sofort ein Riesenstein vom Herzen. Natürlich, weil ich gerade entbunden hatte, aber in dem Moment, als ich meinen Sohn zum ersten Mal sah, fühlte es sich gut an. Die Angst, die mich neun Monate lang begleitet hatte, war verschwunden. Keine Angst mehr davor, eine Abneigung gegenüber meinem Baby zu entwickeln, denn ich war sofort begeistert, als ich Shane sah. Meine Liebe zu ihm wuchs von Tag zu Tag.

Und jetzt?

Ich hatte immer bestimmte Erwartungen von einer Schwangerschaft gehabt. Das war vielleicht falsch, denn keine zwei Schwangerschaften sind gleich. Zum Teil wegen der sozialen Medien, hatte ich völlig anderes Bild davon, was es heißt, schwanger zu sein. 

Weil ich während meiner Schwangerschaft so hart an mir selbst gearbeitet habe und gute Unterstützung bekommen habe, fühle ich mich jetzt gut. Shane ist jetzt 7 Monate alt und ich fühle mich jeden Monat ein bisschen mehr ich selbst. Ich genieße Shane mehr, als ich es mir je erträumt hätte.

Ich möchte jeder Frau sagen, dass es in Ordnung ist, wenn man sich während oder nach der Schwangerschaft nicht gut fühlt. Das ist normal. Wenn diese Gefühle zu schwer sind, solltest du wissen, dass du nicht allein bist. Versuche, rechtzeitig Hilfe zu suchen, egal wie schwierig es ist. Auch in dem ich mir Hilfe besorgte, konnte ich verhindern, in einer postpartalen Depression zu versinken.

Ich hoffe, dass durch das Teilen meiner Geschichte mehr Frauen von pränatalen Depressionen hören und das Tabu brechen.

Alles Liebe,

Romy

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